Ein Trio in der Hölle

Studiobühne zeigt »Geschlossene Gesellschaft»

GeschlosseneGesellschaft-310x150Die Hölle, das sind nicht nur die anderen, sie sieht hier auch anders aus – nix Fegefeuer, nur drei Stühle in einem sonst leeren Raum, die für ihre »Besitzer» aufgestellt sind. Die drei Neuzugänge sind freilich ziemlich üble Kandidaten, haben sich in ihrem Leben monströse Ungeheuerlichkeiten geleistet. Gelernt haben sie daraus nichts – in der Hölle geht die (Selbst-)Zerfleischung weiter.

Der Einakter »Geschlossene Gesellschaft» des Existenzialismus-Philosophen Jean-Paul Sartre ist seit der Uraufführung 1944 ein permanenter Klassiker und für Amateur-Ensembles ein gefundenes Fressen – kleine Besetzung, karges Bühnenbild, die Möglichkeit, schauspielerisch zu glänzen. Die Studiobühne Erlangen hat ihre Inszenierung der Vorlage, die sie nun in der E-Werk-Clubbühne präsentiert hat, genau auf diese Wucher-Pfunde abgestellt: Die Regisseure David Becker und Matthias Nadler lassen ihren beeindruckenden Akteuren (Dany Knechtel, Marie-Christin Schwab, Michael Hörner und Martin Seeburg) allen Raum der Welt (und der Hölle), um sich in ihren psychologisierenden Charakterporträts feinnervig einzurichten. Die Eruptionen des Gemüts, die Wallungen des Blutes, die Bestechlichkeiten des Gefühls – alles da. Man spielt – um im Bild zu bleiben – auf Teufel komm raus, in einer unbarmherzigen, nur von kaltem Weißlicht beschienenen Atmosphäre. Die Ausweglosigkeit ist greifbar (weitere Vorstellung am 24. März).

aus den Erlanger Nachrichten vom 20.03.2010
Autor: Manfred Koch