Verzweiflung in der Arena

PhenteStudiobühne Erlangen zeigt Kleist-Drama „Penthesilea

Raserei und Tod: Die Studiobühne Erlangen zeigt derzeit im Saal des Frankenhofs, Südliche Stadtmauerstr. 35, ihre Bearbeitung von Heinrich von Kleists Drama „Penthesilea“.

Es ist heftig. Nein, nicht allein Kleists monströse Vorlage – die sowieso -, sonder der Umstand, dass sich eine studentische Amateur-Truppe an diesen Brocken herantraut. Dieser Mut ist beachtlich und das Ergebnis alle Ehren wert: Timo Sestu (Regie) und Dany Handschuh (Dramaturgie) meißeln sich aus diesem gigantischen Stück-Monolithen genau den Inhalts-Brocken heraus, der alles auf den Punkt bringt. Aber ohne – und sei es nur rudimentäre – Kenntnis der Vorlage bleibt der Eindruck zwar groß, geriert sich aber nicht wahnsinnig erhellend.

Hass und Machtgelüste

Hass, Selbsthass, Begehren, Machtgelüste, Narzissmus, Mord und Totschlag: Die Inszenierung lässt Emotionen in einer Art Folien-Arena heiß laufen, in der Penthesilea und Achilles nicht einfach miteinander schlafen, was hier geschieht ist ein verzweifelter Ringkampf-Fick. Doch dem Ausleben der aufgestauten Begehrlichkeiten folgt keine liebevolle Hingabe, die Verhältnisse, sie sind nicht so.

So groß der emotionale und gut gespielte Aufwand, so klein der äußere: Die selbst verordnete Verknappung von Inhalt und Personal lässt nur vier Amazonen zu, die in Spiel und Ausdruck die aufgewühlte Gemengelage auch in dieser minimalistischen Form gut verdeutlichen, der ebenfalls vierköpfige „Chor“ positioniert sich an den vier Arena-Ecken und begleitet raunend und kommentierend das Geschehen. Ein echtes Monstrum, diese „Penthesilea“, auch in der Studiobühnen-Fassung.

aus den Erlangen Nachrichten vom 21.03.2013
Autor: Manfred Koch