FAUBlog – Ist die Hölle ein Platz auf Erden?

Tartaros: Heart of Darkness. Ist die Hölle ein Platz auf Erden? Zwei Helden. Ein Fluss. Das Grauen. Und die darin enthaltene Alltäglichkeit.

Donnerstag, 23. Februar 2017Seite anzeigen

Die beiden „goldenen“ Helden. Foto: Studiobühne

Mal wieder hat die Studiobühne Erlangen e.V. ein spannendes neues Stück für euch inszeniert. Unter der Regie von Alexander Esswein wird „Tartaros: Heart of Darkness am 24., 25. und 26. Februar um 19.30 Uhr im Saal des Pacelli Haus in Erlangen aufgeführt.  Ich hatte die Ehre, bei der Hauptprobe des Stücks dabei zu sein, mich mit dem Regisseur und Darstellern zu unterhalten und mir für euch einen ersten Eindruck zu verschaffen:

Allein die Hauptgeschichte – zwei Helden steigen hinab in den Tartaros, um sich vor Göttervater Zeus zu bewähren und dort den abtrünnigen Abraxas ausfindig machen, der sich in die Unterwelt begab um eine Fackel am Höllenfeuer zu entzünden, jedoch niemals zurückkehrte – ist spannend genug. Denn griechische Heldenepen haben doch immer ihren Reiz, vor allem wenn es um die mystische dunkle Unterwelt geht.

Doch es kommt noch interessanter. Diese Unterwelt bietet den perfekten Rahmen für das Motiv, das Regisseur Alexander Esswein von der Novelle „Heart of Darkness“ von Joseph Conrad übernommen hat: Die Reise in etwas Unbekannte, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Die dadurch entstehende Manie, wenn man sich zu sehr auf ein Zielt fokussiert, und die damit einhergehende – für einen selbst meistens nicht bemerkbare – Veränderung der Persönlichkeit. Moralische Grundsätze, die in einem anderen Umfeld verworfen oder für das Erreichen des Zieles auf bestimmte Zeit ignoriert werden. Dies alles sind Themen und Motive, mit denen sich jeder von uns identifizieren kann. Entweder man hat es selbst erlebt oder bei Freunden und Familie beobachtet. Den Helden dieses Stücks – stark, trainiert und zielstrebig – wird diese Art der Überheblichkeit und Selbstsicherheit zum Verhängnis; denn sie verlieren den Überblick über die Gesamtsituation und vergessen, dass selbst sie ihre Schwächen haben.

Ein Spiegel unserer Gesellschaft

Regisseur Alexander Esswein. Foto Studiobühne

Dieses Stück ist wie ein Spiegel für unsere Gesellschaft. Elemente, die jeder bei sich und anderen erkennen kann, die alltäglich sind und bei denen sich doch keiner traut, sie anzusprechen, werden in diesem Stück verarbeitet. Nahezu jeder kann sich mit den Helden, die sich so sehr auf ein Ziel fokussieren, dass sie alles weitere Notwendige drum herum ausblenden, identifizieren. Dieser Druck – man kann schon fast sagen Manie – den man sich oft selbst aufbaut, um ein Ziel zu erreichen. Gerade in dieser Inszenierung, in der Götterwelt spielend und daher scheinbar so fern von unserer Realität, lässt einen dies erkennen und regt zum Nachdenken an. Dass die Menschen sich oft das Leben mit ihrer Verbissenheit schwer machen und sich dadurch gegenseitig schaden (und dies gewollt in Kauf nehmen) ist keine Frage.

Wer also auf ein starkes, hintergründiges, zum Nachdenken anregendes Stück Lust hat, dem kann ich Tartaros nur ans Herz legen. Begebt euch mit der Studiobühne auf eine Reise ins Fremde, Verstörende, Unheilversprechende. In das Herz der Finsternis.

Ich danke Alex und allen der Studiobühne für das nette Gespräch. Viel Erfolg und toitoitoi!

Hannah Riemann