Mögen die Spiele beginnen!

Alev und Ada (Julia Hellberg, Anna Hampel, Andreas Pommer, Sandra Knocke, v.l.)
Alev und Ada (Julia Hellberg, Anna Hampel, Andreas Pommer, Sandra Knocke, v.l.)

Der ganz nor­male Schul­wahn­sinn. Im Geschichts­kurs las­sen sich nur wenige Gehirne zum mit­den­ken bewe­gen, im Deutsch-LK behält eine Schü­le­rin das letzte Wort und die Gedan­ken der Puber­tie­ren­den dre­hen sich weni­ger um den Schul­stoff als um ihre Hor­mone und ihr Leben online, wäh­rend ihre Leh­rer mit pri­va­ten Pro­ble­men zu kämp­fen haben.

Wären da nicht Ada und der Neue, Alev. Das Mäd­chen sagt von sich: „Ich habe den Geburts­feh­ler, den Abgrund nicht ver­ges­sen zu kön­nen.“ Das Nor­male liegt ihnen nicht, sie haben es schon lange hin­ter sich gelas­sen. In dem von Julia März und Mona Neu­ge­bauer insze­nier­ten Stück Spiel­trieb nach dem Roman von Juli Zeh wird auch alles andere gezeigt als das Nor­male: Das was ent­steht, wenn das All­täg­li­che nicht mehr genügt oder in sich zusam­men fällt. Die bei­den Schü­ler suchen nach einer Her­aus­for­de­rung, nach dem Aus­bruch aus dem Immer­glei­chen – und fin­den sie im Spiel. Sie spie­len mit­ein­an­der, gegen­ein­an­der und mit ihren Mit­schü­lern, doch bald fehlt es ihnen an ech­ten Geg­nern. Liegt es da nicht nahe, den Sport­leh­rer Smu­tek, der Inter­esse an Ada zu zei­gen scheint, her­aus­zu­for­dern? Aus einer ein­ma­li­gen Ver­füh­rung, gefilmt von Alev und von ihm online gestellt, wird ein Ritual, des­sen Regeln allein Alev dik­tiert und dem sich der Leh­rer zuerst aus Angst vor der Bekannt­gabe der Bil­der und spä­ter aus einer ihm uner­klär­li­chen Hin­gabe zu der Min­der­jäh­ri­gen nicht ent­zie­hen kann. Und auch das Mäd­chen wird immer mehr zur Schach­fi­gur ihres Klassenkameraden.

Die Ver­bin­dung von Spiel und Trieb ver­ei­ni­gen sich in die­sem Kam­mer­spiel nicht nur im Titel zu einem explo­si­ven Mix, son­dern neh­men auch den Zuschauer gefan­gen. Die dop­pelte Beset­zung der Haupt­fi­gu­ren und die immer wie­der auf­tau­chende Erzäh­ler­stimme, die sich auf alle betei­lig­ten Prot­ago­nis­ten ver­teilt, inten­si­vie­ren das Gesche­hen auf der Bühne, die ringsum von Zuschau­er­rän­gen umge­ben ist. Das Publi­kum wird so zu den Beob­ach­tern die­ser inti­men Sze­nen, die Smu­tek so sehr fürchtet.

Das Spiel wird hier ein­deu­tig zu weit getrie­ben, soweit, bis die Ehe des Leh­rers zer­bricht, Ada zum Spiel­ball ihrer Gefühle und den Regeln von Alev Spiel wird und Alev selbst von sei­ner Spiel­fi­gur nie­der­ge­schla­gen wird. Smu­tek steht zuletzt alleine auf der Bühne und der Zuschauer fragt sich mit ihm, wie weit ein Spiel, ein Zeit­ver­treib als Kampf gegen die Lan­ge­weile, gehen darf.

Kath­rin Penk

Wei­tere Auf­füh­run­gen am 7. und 11. Mai jeweils um 20 Uhr. Kar­ten unter www.studiobuehne-erlangen.de/karten