Mögen die Spiele beginnen!
Wären da nicht Ada und der Neue, Alev. Das Mädchen sagt von sich: „Ich habe den Geburtsfehler, den Abgrund nicht vergessen zu können.“ Das Normale liegt ihnen nicht, sie haben es schon lange hinter sich gelassen. In dem von Julia März und Mona Neugebauer inszenierten Stück Spieltrieb nach dem Roman von Juli Zeh wird auch alles andere gezeigt als das Normale: Das was entsteht, wenn das Alltägliche nicht mehr genügt oder in sich zusammen fällt. Die beiden Schüler suchen nach einer Herausforderung, nach dem Ausbruch aus dem Immergleichen – und finden sie im Spiel. Sie spielen miteinander, gegeneinander und mit ihren Mitschülern, doch bald fehlt es ihnen an echten Gegnern. Liegt es da nicht nahe, den Sportlehrer Smutek, der Interesse an Ada zu zeigen scheint, herauszufordern? Aus einer einmaligen Verführung, gefilmt von Alev und von ihm online gestellt, wird ein Ritual, dessen Regeln allein Alev diktiert und dem sich der Lehrer zuerst aus Angst vor der Bekanntgabe der Bilder und später aus einer ihm unerklärlichen Hingabe zu der Minderjährigen nicht entziehen kann. Und auch das Mädchen wird immer mehr zur Schachfigur ihres Klassenkameraden.
Die Verbindung von Spiel und Trieb vereinigen sich in diesem Kammerspiel nicht nur im Titel zu einem explosiven Mix, sondern nehmen auch den Zuschauer gefangen. Die doppelte Besetzung der Hauptfiguren und die immer wieder auftauchende Erzählerstimme, die sich auf alle beteiligten Protagonisten verteilt, intensivieren das Geschehen auf der Bühne, die ringsum von Zuschauerrängen umgeben ist. Das Publikum wird so zu den Beobachtern dieser intimen Szenen, die Smutek so sehr fürchtet.
Das Spiel wird hier eindeutig zu weit getrieben, soweit, bis die Ehe des Lehrers zerbricht, Ada zum Spielball ihrer Gefühle und den Regeln von Alev Spiel wird und Alev selbst von seiner Spielfigur niedergeschlagen wird. Smutek steht zuletzt alleine auf der Bühne und der Zuschauer fragt sich mit ihm, wie weit ein Spiel, ein Zeitvertreib als Kampf gegen die Langeweile, gehen darf.
Kathrin Penk
Weitere Aufführungen am 7. und 11. Mai jeweils um 20 Uhr. Karten unter www.studiobuehne-erlangen.de/karten