Frust und Ekel im Herrenhaus

KatzeStudiobühne Erlangen spielt Stück von Tennessee Williams

Die Studiobühne Erlangen präsentiert derzeit im Freizeitzentrum Frankenhof das Stück „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ frei nach Tennessee Williams.

Die Atmosphäre, sie passt. Passt extrem gut. Die abendlichen Temperaturen draußen im Freien sind sehr angenehm, im Saal des Frankenhofs ist es darob sehr warm. Eine Ahnung von Südstaaten-Schwüle. Requisiten (Schminktisch, Bett, Hausbar, altmodische Sessel, Teppichvorleger) evozieren Herrenhaus-Attitüde. Die Zuschauer schauen von drei Seiten auf die Bühne in der Mitte, sind ganz nah dran am Geschehen. Ein Kampfplatz ist das, auf dem die Addition des Allzu-Menschlichen (Neid, Habgier, Sehnsucht, Ignoranz, Wut) ausgestellt wird. Und so wird kräftig gehauen und gestochen – verbal zwar nur, aber das reicht.

Emotionale Affekte

„Die Katze auf dem heißen Blechdach“ ist ein sehr amerikanisches Schauspiel, und also werden die emotionalen Affekte dick aufs Brot geschmiert. Aber es funktioniert, weil es die brettharte Erdung hat. Eine Mississippi-Fabel in vollem Dampf. Die Mär einer zutiefst zerstrittenen Familie, ein todkranker Patriarch, ein alkoholkranker, desillusionierter Sohn, gierige Verwandte.

Die studentischen Akteure der Studiobühne Erlangen sind in Hochform, präsentieren dieses menschliche Drama pur, ohne neckische Regie-Mätzchen, als intensives Dialog-Scharmützel. Dass die Akteure im Grunde zu jung für ihre Rollen sind, wird schnell vergessen gemacht. Gerade in den Duo-Momenten werden konzentriert verzweifelte Charaktere entworfen, deren Frust und Ekel spürbar in die theatrale Waagschale geworfen werden. Regisseurein Marie-Christin Schwab inszeniert dieses Hauen und Stechen straff und umsichtig. Sehr beeindruckend!

aus den Erlanger Nachrichten
Autor: Manfred Koch