Genau so – aber warum?

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Aufführungsphoto

Mal bedacht, mal ohren­be­täu­bend wird es auf der klei­nen Kunstrasen-Bühne: die Schauspieler-Mannschaft läuft im Thea­ter­tri­kot auf, lässt bier­tumbe Halb­af­fen und ver­kappte Sport-Intellektuelle, stadion-sehnsüchtige Ehe­män­ner und Fußball-Romantiker ihre Fas­zi­na­tion kund tun, auch der volle Emo­tio­nen­ka­ta­log eines Public View­ing wird im Zeit­raf­fer durch­ex­er­ziert. Das Regie-Duo Anneke Ulrike Stef­fen und Andreas Pom­mer kon­zen­triert sich mit sei­ner Elf auf die Lei­den­schaft für den Sport: das unver­gess­li­che erste Mal im Sta­dion und die Som­mer­de­pres­sion im WM-Nachklang und der all­jähr­li­chen Bundesliga-Pause. Alles mit Humor, Musik und in kurz­wei­li­gen Sze­nen auf die Bühne gebracht, die in alle Zuschauer-Gesichter zu schrei­ben scheint: „Ja, genau so ist Fußball!“

Nach nicht ein­mal einer Stunde ver­lässt man die Fran­ken­hof Arena mit dröh­nen­dem Fan-Gesang im Kopf, mit den feinsäu­seln­den Stim­men einer Lie­bes­er­klä­rung an den Fuß­ball, aber wohl am loh­nends­ten mit dem andau­ern­den Nach­hall der Frage: Wie schafft Fuß­ball das eigentlich?

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Aufführungsphoto

 

Ob Fußball-Fan oder Fußball-Hasser, die­ser Sport besitzt unbe­streit­bar eine magi­sche, ein­drucks­volle Iden­ti­fi­ka­ti­ons­ge­walt. Die Auf­merk­sam­keit folgt dem Ball. Wo alle hin­se­hen, da sieht man auch hin. Ein wenig wirkt das alles wie über­le­bens­gro­ßer Hypnose-Zauber. Trotz­dem unter­streicht Pom­mer, dass Fuß­ball für ihn mehr ist als Brot und Spiele für das Som­mer­loch. Fuß­ball erzählt von Sie­gen und Nie­der­la­gen, von Hel­den und Schur­ken, von Erlö­sung oder Unter­gang. Der echte Fan lei­det mit, wird vom Sieg­tor rein­ge­wa­schen oder erlebt mit sei­ner Mann­schaft den Unter­gang. Moder­ner Fuß­ball ist so vie­les, lau­tet die Bot­schaft: aus­ge­feilte Tak­tik, Ball­kunst und Leis­tungs­sport auf höchs­tem Niveau — und am Ende trotz­dem nach Spiel­film­länge vor­bei. Für Trivia-Verrückte viel­schich­tig genug für stun­den­lange Dis­kus­sio­nen. Zugleich ein­fach genug, um alles Wesent­li­che auch mit drei Bier aus Plas­tik­be­chern und einem Son­nen­stich noch zu begreifen.

Das schafft die Fußball-Revue des FEW Thea­ters kurz­wei­lig und ein­drück­lich: Das Phä­no­men Fuß­ball zu beob­ach­ten. Ein will­kom­me­ner Zeit­ver­treib für die einen, pass­ge­nau zwi­schen den WM-Übertragungen. Oder eben als Anstoß zum Nach­den­ken: „Genau so ist Fuß­ball — aber warum eigentlich?“

Das ist Fuß­ball vom FEW Theater der Stu­dio­bühne Erlan­gen e.V. könnt ihr noch heute, am 23. Juni und am Mitt­woch den  25. Juni im Saal des Fran­ken­hof sehen.
Ein­lass ist ab 19.30 Uhr, der Beginn 20 Uhr.

Andreas Pohr

http://www.reflexmagazin.de/2014/06/23/genau-so-aber-warum/