Echt viel los im Atom-Keller
Studiobühne Erlangen zeigt bösartig funkelndes Stück
Die Studiobühne Erlangen präsentiert in der E-Werk-Clubbühne ihre neue Produktion „Remain Cheerful Till The End„.
Na, das ist ja mal ein Eklektizismus, der Laune macht: Regisseur David Becker haut in sein selbst geschriebenes Stück zwar nicht alles, aber doch ziemlich vieles rein, was zu den Themenfeldern „Nukleare Katastrophe“ und „Chaos und Anarchie“ schon mal da war. Los geht’s mit einem Story-Plot, der geradewegs aus einem 80er Jahre-Atom-Angst-Film stammen könnte: Eine inhomogene Gruppe disparater Charaktere flüchtet sich vor der nuklearen Apokalypse in einem Kellerbunker. Der Schock-Zustand der Protagonisten löst sich ob der ausweglosen Situationen nach und nach in Beschimpfungen, Vorwürfen und Beleidigungen auf, man beginnt galgenhumorig Alkohol aus Pappbechern zu trinken und reduziert sich schnell aufs Existenzielle – den Sex.
Was anfänglich noch verbalerotisch vonstatten geht, weicht nach kurzen Momenten sinnloser Gruppendynamik, die irgendwie an Monty Python erinnern, ausgespielter Gewaltpornographie, die in ihrer Drastik, inklusive phallischen Requisiten, zweckentfremdeter Schlagsahne und Vergewaltigungsversuchen, an die Monstrositäten der Bande in „Clockwork Orange“ gemahnen. Aus Superman wir der Rapeman, und der will mittels physischer Einschüchterung wieder Zucht und Ordnung in den individualistischen Sauhaufen bringen. Aber das Maschinengewehrfeuer zweier in den Keller eindringender Soldatinnen macht alle wieder gleich – gleich tot.
Eine wüste Collage aus verschiedensten Dingen, rau, roh und immer bösartig ironisch funkelnd.
aus den Erlanger Nachrichten
Autor: Manfred Koch