Showdown in den Rocky Mountains
Howdy und herzlich Willkommen zur ausverkauften Premiere von Cannibal: The Musical by Trey Parker in der Kellerbühne des Babylon Kinos in Fürth. Unter der Regie von Anne Hoffmann und Michael Hörner hat sich das Ensemble der Studiobühne e.V. des Stücks angenommen und ein actionreiches und humoriges zweistündiges Abendspektakel daraus gemacht. Was daran so cool ist? Lest selbst.
Während die letzten Zuschauer in der Kellerbühne einlaufen erklingt bereits die Begleitmusik des Abends. Am Klavier, oder besser gesagt Saloon Piano, Emma Maier. Das Stück beginnt lautstark mitten im Schlussplädoyer, des schmierigen Staatsanwalts (Dennis Dreher) in der Gerichtsverhandlung um die Schuldfrage des Alfred Packers (Aron Grabner). Der Sheriff (Anna Beinvogel) wirft ihm vor, den Trupp, den er als „Reiseführer“ auf dem Weg von Provo nach Breckenridge in Colorado begleitete, in den Rocky Mountains aufgegessen zu haben. Die Anklage lautet also Kannibalismus und damit droht der Tod durch den Strick.
Eine Top-Story witternd besucht, die beim Prozess anwesende Reporterin Polly Pry (Sylvia Krüger), Packer in seiner Zelle um ihm seine Geheimnisse zu entlocken, denn Alfred beteuert nach wie vor unschuldig zu sein. Doch erst nach der Erwähnung des Namens Liane gibt es für Alfred kein Halten mehr und er erzählt Polly wie es wirklich war.
Spätestens nachdem sich die bunt zusammengewürfelte Reisegruppe / Zweckgemeinschaft zusammengefunden hat, merkt auch der letzte Zuschauer, dass er sich in einem Musical befindet. Die einzelnen Mitglieder tragen ihr Wünsche, welche sie antreiben, nämlich gesungen vor.
Da wäre zunächst der schüchterne Alfred Packer, der seine geliebte Liane wiederfinden will. Dann der gnadenlose Optimist Israel Swan (Ralf Altmann), dessen glucksende Lache den ein oder anderen Zuschauer sicher an Goofy erinnern dürfte. Auch dabei, der religiöse Shannon Wilson Bell (Alexander Esswein), der den Mormonen angehört und in Colorado eine Kirche gründen möchte. Der junge George Noon (Linda Petersen) hingegen möchte aus rein körperlichen Gelüsten mit, denn dort wo er jetzt ist, gibt es einfach keine schönen jungen Frauen, mit denen man sich vergnügen könnte. Nicht so ganz freiwillig schließt sich James Humphrey (Maxi Reichardt) dem Trupp an. Doch sein Vater (Julian Gosolitsch), der endlich seine Chance wittert seinen Sohn loszuwerden, besteht darauf, dass es James‘ eigene Idee war. Sein Sohn ist nämlich mit Verlaub, eben nicht so ganz die hellste Birne am Baum. Und schließlich und endlich wäre da noch der Metzger Frank Miller (Robert Godea), der sich in einem Zustand ständiger Aggression befindet und in Colorado eine eigene Metzgerei eröffnen möchte.
Auf ihrer Reise treffen die Sechs dann auf einige skurrile Charaktere, wie zum Beispiel den Doomed Guy (Michael Hörner), welcher für eine böse Vorahnung unter den Zuschauern sorgt, und den Ladenhüter (Michael Hörner), man braucht ja schließlich Ausrüstung und Vorräte für so eine Unternehmung. Oder die Trapper Frenchy Cabazon (Severin Spies), O.D. Loutzenheiser (Kristin Müller) und Preston Nutter (Julian Gosolitsch), die noch für gehörigen Ärger sorgen werden. Und nicht zu vergessen, ein paar echt schräge Indianer mit „särr intärässantem Akzänt“, bestehend aus Indianerhäuptling (David Becker), dem ersten Indianer (Anna Beinvogel), dem zweiten Indianer (Dennis Dreher) und einer äußerst verführerischen Squaw (Thomas Wendel).
Wie die Geschichte letztlich ausgeht wird hier aber nicht verraten, denn es stehen noch zwei Vorstellungen aus und die Zuschauer sollen doch schließlich überrascht werden können! Was aber durchaus verraten werden soll ist, dass dieses Musical ungeheuer energiegeladen ist und die Darsteller wirklich alles geben, sowohl körperlich als auch stimmlich! Der Spaß an der jeweiligen Rolle ist greifbar und sorgt für ein spannendes sowie fesselndes Bühnenspektakel. Durch abwechslungsreich eingesetzte Requisiten weiß der Zuschauer immer wo er sich gerade befindet. So wird zum Beispiel ein kleines Gitterstück, welches sich der Darsteller von Alfred Packer vors Gesicht hält, zum Zeichen für die Gefängniszelle. Und auch, wenn die Bühne sehr klein ist, so holen die Darsteller doch alles Mögliche und damit das Beste aus ihr heraus. Solltet ihr übrigens in den Genuss der ersten Zuschauerreihe in der kleinen Kellerbühne kommen, dann macht euch darauf gefasst selbst gelegentlich aktiv werden zu dürfen.
So, und jetzt nichts wie los und Karten besorgen, die sind nämlich knapp and it’s a very shpadoinkled day! Also nicht verpassen!!!
Carmen Käuflin
http://www.reflexmagazin.de/2016/02/18/showdown-in-den-rocky-mountains/#more-15569