Große Gefühle und viel Blut

Studiobühne zeigt schräges Rock-Musical

img_1564_kleinWenn Songs Titel tragen wie „Nacht-Chirurg“, „Lasst das Monster frei“ oder „Blutbad“, dann ist unschwer zu sehen, dass es sich in dem dazugehörigen Rahmen nicht um einen handelsübliche Love-Story handeln kann. Höchstens um eine ziemlich schräge. Aber im vorliegenden Fall geht’s sogar weniger um Liebe, sondern um Science Fiction. Und um gestohlene Organe. Und gesungen wird eben auch. Die Studiobühne Erlangen zeigt derzeit in der E-Werk-Clubbühne das Rockmusical „L’opéra Genetica„.

Düsternis kennt bei diesem Sujet keine Grenzen: Die Virus-verseuchte Welt rettet sich mit permanenten Organtransplantationen über die Runden, eine mächtige Organisation kassiert dafür ab, der maskierte Repo-Man holt sich nicht bezahlte Organe direkt aus dem Gekröse der Schuldner einfach zurück. Hat B-Picture-Charme, das Ganze (tatsächlich liefert ein Film die Vorlage), und genauso überkandidelt-schlitzohrig setzten es die studentischen Akteure auch in Szene. Soll heißen: Eine episodische Handlung nimmt im minimalistischen Bühnenbild ihren makaberen-schwarzhumorigen Verlauf, mehr oder weniger überdrehte Figuren säbeln an Körpern herum, dass das Theater-Blut nur so spritzt, große Gefühle wie in der Oper laufen daneben gleichberechtigt ab, debile Gestalten schachern um die Macht.

Und immer wieder hebt die fünfköpfige Live-Band an zu scharfen Rock-Riffs oder herzzerreißenden Balladen. Bemerkenswert, wie die Amateure unter Michael Hörners Regie die Balance halten zwischen ernst zu nehmender Zukunftsutopie und wüster Kolportage. Diese semi-seriöse Hintertreppengeschichte hätte sogar als bunt-surrealer Comic-Strip prächtig funktioniert

aus den Erlanger Nachrichten
Autor: Manfred Koch