Die Absurdität der Gewalt

Die Studiobühne Erlangen zeigt das Stück „Bunny Rage

Eine Parabel im Frankenhof: Die Studiobühne Erlangen überzeugt mit der aktuelle Inszenierung des Theaterstücks „Bunny Rage“.

Bunny Rage Kritik Erlanger Nachrichten

Die Soziologie hat das Phänomen der Konflikteskalation hinreichend untersucht, analysiert, Lösungsvorschläge aus dem zerstörerischen Zirkel erarbeitet: und dennoch wiederholt sich die Katastrophe der Gewalt tagtäglich in vielfältigen Formen angefangen bei kleinen Streitereien, über Scheidungen bis hin zu Kriegen.

Die Studiobühne Erlangen hat in ihrer Parabel „Bunny Rage“ im gut besuchten Saal des Frankenhofs die Entwicklungsstufen der Gewalteskalation aufgegriffen, spannend und spielfreudig vorgeführt. David Becker hat sich das Stück ausgedacht, textlich pointiert ausgearbeitet und die Regie in dem gut eineinhalbstündigen Stück übernommen.

Dabei geht es um die Unterdrückung der Osterhasen durch die Weihnachtsmänner. Doch stehen diese beiden Gruppen nur symbolisch für Unterdrückte und Unterdrücker. Die Systeme auf welche diese Konstellation übertragen werden kann sind austauschbar, ob es sich um die Unterdrückung bestimmter Völker, um das unfaire Handeln von Weltkonzernen mit ihren Arbeitnehmern oder um politische Parteien handelt. Die „Bunnies“sind in diesem Stück die Opfer und wehren sich schließlich. Der Ausgang sei nicht verraten, aber es wird grausig makaber.

Dabei fängt alles allerliebst heiter und komödiantisch mit den Hasen in Häschenkostümen an, die eifrig mit der Osterdekoration, Eier bemalen beschäftigt sind. Da purzeln lustige Einfälle vom verliebten Hasenpärchen, über den „Showhasen“ bis hin zum Ober-Osterhasen (Matthias Zollitsch als verzweifelter Held) und seiner Adjutantin Klopfer (Sylvia Krüger als beste Freundin des Oberhasen), einem nervösen Geschäftsführerhasen (Andreas Pommer), dem tuffen Bugs Bunny (Sandra Knocke). Es „menschelt“ in dieser Hasenfabrik. Die Gegenseite um den Weihnachtsmann (Mona Neugebauer als souverän eiskalte Konzernchefin) und Krampus (Gabor Boszik als aalglatter Gehilfe) und General Frosty (Marie-Christin Schwab) nutzt die Bunnies nicht nur aus, sondern schikaniert sie, treibt sie aus Bosheit in den Tod.

Dramatische Zuspitzung

Das Ganze entwickelt sich kurzweilig, immer wieder komisch, mit allerlei Filmzitaten, spitzt sich dramatisch zu. Die unterdrückten Hasen lehnen sich auf, setzen in höchster Not sogar den gefährlichen Märzhasen (hervorragend in seiner wahnwitzigen Gefährlichkeit als Hannibal Lecter von Julian Gosolitsch gespielt) ein. Es kommt wie es kommen muss, wie es die bittere Realität unserer Welt immer wieder zeigt. Markige Sprüche wie „Von Hasen lernen, heißt Siegen lernen“, den Tod als heldenhafte Tat akzeptieren, erinnern an bis heute gängige demagogische Rechtfertigungs- und Motivationssprüche von Machtführern. Das Spiel kippt, zeigt den Wahnsinn zerstörerischer Wut und Reaktion, lässt ratlos in der Sinnlosigkeit des Gemetzels zurück.

Das gab begeisterten Applaus für ein besonderes Stück Theater wider die Absurditäten von Gewalt. Absolut sehenswert und empfohlen sei „Bunny Rage“ auch Schülern ab der Mittelstufe. Das große Engagement des Ensembles, die gute Nutzung des beschränkten Bühnenraums, Abwechslung, Witz und Spannung zeigen die Lebendigkeit und Überzeugungskraft der Studiobühne und eines guten Theaterstücks.

 

Weitere Aufführungen finden am 27. und 28. Februar ab 19.30 Uhr im Frankenhof statt.

Autorin: Sabine Kreimendahl (Erlanger Nachrichten).