Bunny Rage – The Dark Bunny Rises

Foto: neutrum.org
Aufführungsphoto (Photo neutrum)

Nie­mand kaut seine Karotte so läs­sig wie Bugs Bunny (San­dra Kno­cke). Der März­hase (Julian Goso­litsch) ist mehr als ein biss­chen ver­rückt und das weiße Kanin­chen (Andreas Pom­mer) hat ein Uhr­pro­blem. Ob der Dürer­hase schön ist, dar­über kann man strei­ten, aber Kunst ist er, und Kunst kann schön sein und damit könnte der Dürer­hase auch ein schö­nes Dürer­häs­chen (Romina Bach­ner) sein. Sie alle tref­fen in Bunny Rage, das die Stu­dio­bühne ver­gan­ge­nen Sonn­tag im Fran­ken­hof zeigte, auf­ein­an­der – und zwar als Arbeits­kräfte des Oster­ha­sen (Mat­thias Zollitsch)…

Der Kon­zern des Oster­ha­sen ist aller­dings wirt­schaft­lich gerade nicht beson­ders erfolg­reich und so wird er von der von Gott geführ­ten „AG“ über den Erz­en­gel Gabriel (Alex­an­der Ess­wein) dazu auf­ge­for­dert, dem Weih­nachts­mann einen Teil sei­ner Mit­ar­bei­ter am Nord­pol zur Ver­fü­gung zu stel­len. Der Weih­nachts­mann ist eine Frau – Santa – der Inbe­griff einer kal­ten, berech­nen­den Kon­zern­che­fin (Mona Neu­ge­bauer). Wider­wil­lig leis­tet der Oster­hase der Anwei­sung Folge, bereut diese Ent­schei­dung jedoch, als ihm Berichte von der Aus­beu­tung und Miss­hand­lung sei­ner Mit­ar­bei­ter zu Ohren kom­men. Die Lage eska­liert immer mehr, bis der Oster­hase sich schließ­lich ent­schließt, einen Krieg gegen den Weih­nachts­mann zu füh­ren, der in einem blut­rüns­ti­gen Gemet­zel endet.

 

Gelun­gene Groteske

David Becker hat ein über­aus ein­falls­rei­ches und klu­ges Stück geschrie­ben und insze­niert, in dem Komik und Grauen ver­eint wer­den. Unwill­kür­li­che Lacher sind zu hören, als die rück­sichts­lo­sen Elfen­wa­chen auf die Oster­ha­sen ein­prü­geln oder als, nach­dem einige Oster­ha­sen von ihnen ver­speist wor­den sind, die Durch­sage zum Ver­bot des Ver­zehrs von Leih­ar­bei­tern zu hören ist. Gro­tesk ist wohl der pas­sende Begriff zur Beschrei­bung der Stim­mung, die fast durch­ge­hend erzeugt wird.

Und viel­leicht ist diese Stim­mung eine irgend­wie adäquate Reak­tion auf die Wirk­lich­keit: auf kapi­ta­lis­ti­sche Macht­struk­tu­ren, die sich ver­selbst­stän­di­gen, und maß­lose Aus­beu­tung als Folge der Glo­ba­li­sie­rung oder auf tota­li­täre Sys­teme, die auf sinn­lo­ser Gewalt beru­hen, auf sinn­lose Gewalt über­haupt. Die Para­bel sucht kei­nen Sinn hin­ter der Sinn­lo­sig­keit, sie macht sie erfahr­bar und expli­zit, übt Kri­tik, ohne den beleh­ren­den Zei­ge­fin­ger zu erheben.

Foto: neutrum.org
Aufführungsphoto (Photo neutrum)

Das Gro­teske wird dabei nicht nur im Inhalt trans­por­tiert, son­dern auch in der Insze­nie­rung – und das gelingt sehr über­zeu­gend: Zum einen dadurch, dass sich die Schau­spie­ler im rich­ti­gen Maß an Über­zeich­nung in ihre typen­haf­ten Rol­len ein­fin­den – ein beson­de­res Ver­gnü­gen ist der von Liebe beses­sene Roger Rab­bit (Michael Hör­ner) mit sei­ner Frau Jes­sica (Anne Hoff­mann). Zum ande­ren durch den Ein­satz betont lai­en­haf­ter Requi­si­ten, der immer wie­der zu komi­schen Bre­chun­gen führt. Dann bei­spiels­weise, wenn ein blut­ver­schmier­ter Hirsch­kopf den abge­schla­ge­nen Kopf des getö­te­ten Gene­ral Frosty (Marie-Christin Schwab) symbolisiert.

Fil­mi­sches Theater

Dadurch erin­nert Bunny Rage ein biss­chen an eine Low-Budget-Filmproduktion. Fil­misch wird die Anlage auch durch die immer wie­der zu hören­den Ein­spie­ler aus dem Off, in denen der Oster­hase die bis­he­ri­gen Ereig­nisse zusam­men­fasst oder neue ankün­digt, und durch unzäh­lige und immer wie­der über­ra­schend pas­sende Film­zi­tate, die den gesam­ten Text des Stü­ckes durch­zie­hen. Nur kon­se­quent also, dass der März­hase in sei­nem uner­mess­li­chen Rache­vor­ha­ben am Ende ausspricht: Say hello to my little friend“

Vera Pods­kalsky

Wei­tere Auf­füh­run­gen gibt es heute (27. Februrar) und mor­gen (28. Februar) jeweils um 19:30 Uhr im Fran­ken­hof.

Schnell noch reservieren: http://www.studiobuehne-erlangen.de/karten/

http://www.reflexmagazin.de/2015/02/27/bunny-rage-the-dark-bunny-rises/