Primaballerina Märchen

Homepage-Foto1Einen Abend in die Welt von Jane Aus­ten ent­führt zu wer­den – Intri­gen, Mord, uner­füllte Liebe, Hoch­zeit – in den stres­si­gen Wochen vor den Prü­fun­gen hört sich das doch nach erbau­li­cher Unter­hal­tung an. Die Stu­dio­bühne hatte in den Fran­ken­hof gela­den, „Die Bal­le­rina“, frei nach dem gleich­na­mi­gen Roman von  Susanne Feng­ler, geschrie­ben, insze­niert und gespielt von Syl­via Krüger.

Die erfolg­rei­che Bal­le­rina Bar­bara Cam­pini (Syl­via Krü­ger) soll an den Ber­li­ner Hof gehen, um dort die erste Tän­ze­rin zu spie­len. Ber­lin ist um 1744 nun lei­der ein unkul­ti­vier­tes Nest, die­ser Ort bedeu­tet eine gro­ßen Abstieg für die kleine ver­wöhnte Pri­ma­bal­le­rina. Doch ihr Vor­mund Zbigniew Via­zemsky (Michael Hör­ner) hat den Ver­trag mit Fried­rich dem Gro­ßen schon aus­ge­han­delt, es gibt kein Zurück. Natür­lich ver­sucht Bar­bara trotz­dem zu flie­hen,  mit dem grei­sen Schot­ten Lord Macken­zie (Alex­an­der Eßwein), der sich unsterb­lich in sie ver­liebt. Die Flucht miss­lingt aller­dings, der Lord wird inhaf­tiert und Bar­bara am Ber­li­ner Hof ver­pflich­tet. Das alles wäre aber nur halb so span­nend, hätte da nicht eine unver­gess­li­che Begeg­nung statt­ge­fun­den: Auf ihrer Flucht trifft sich den char­man­ten und gut aus­se­hen­den Karl Lud­wig von Coc­ceji (Mat­thias Maser). Die­sem jun­gen Mann flie­gen gewohn­heits­ge­mäß die Her­zen aller Damen zu, so auch Bar­ba­ras, und sie schenkt ihm ihre rote Stoff­blume, um den Pakt ihrer Liebe zu besie­geln. Ab die­sem Zeit­punkt nimmt das Unglück sei­nen Lauf: dem Lord in Schott­land geht es schlecht, auf­grund übler Intri­gen wird Karl Lud­wig inhaf­tiert, Bar­bara ist untröst­lich, alles geht sei­nem Höhe­punkt ent­ge­gen und schließt, etwas abrupt, mit einem Happy End.

So die Geschichte. Auf­ge­lo­ckert wurde der Stoff von der Art und Weise, wie im 18. Jahr­hun­dert, vor Gott­sched und Les­sing, Thea­ter gemacht wurde: Da wird gehus­tet, geniest, gekotzt, geschnarcht, geschubst, geschrien, wild rum­ge­knutscht. Auch die Spra­che ist nicht ohne: „Sie hat­ten doch schon ein­mal einen lich­ten Moment“, spornt Karl Lud­wig seine Ange­be­tete zum Nach­den­ken an. Ja, das arme Mäd­chen hat es nicht leicht. Erst flieht sie mit dem alten Mann, dem sie, aus der Not her­aus, ihre Hand ver­spricht (er stirbt aller­dings ver­ein­samt auf sei­nem Schloss), dann wird ihr, mir nichts, dir nichts, die Gunst des Königs ent­zo­gen und sie kann in dem nun doch ganz ange­neh­men Ber­lin nicht mehr tan­zen. Da kann die rechte Hand des Fürs­ten, der unsym­pa­thi­sche und selbst­ge­fäl­lige Mar­quis d’Argent (Robert Godea) auch nichts mehr ret­ten. Und als dann die bla­sierte Pute Frie­de­rike von Hei­ni­ger­stedt (Sybille Stein­hauer) den ver­lieb­ten Karl Lud­wig ein­sper­ren lässt, da ist aber Land unter.

Genial sind die his­to­ri­schen Kos­tüme, die Män­ner tra­gen kon­se­quent wei­ßen Knie­strümpfe und Sie­gel­ringe, die Frauen schwin­gen mit ihren Reif­rö­cken übers Par­kett. Ver­ant­wort­lich für Tüll und Spitze, Bro­kat und Samt, sind Bri­gitte Paraquin und Susanne Stein­hauer. Und damit dem lei­der in der letz­ten Vor­stel­lung doch eher spär­lich erschie­nen Publi­kum nicht die Augen zufal­len, leuch­tet Chris­toph Eich­ham­mer die Bühne aus, als befinde man sich an einem Film­set. So kor­re­spon­diert das sich wie­der­ho­lende Hell und Dun­kel auf der Bühne mit dem Auf und Ab des Bühnengeschehens.

Eine locker­leichte Lie­bes­ge­schichte einer Tän­ze­rin im 18. Jahr­hun­dert, für die­je­ni­gen, denen „Black Swan“ zu bru­tal erscheint, die aber den­noch nicht auf Bal­lett ver­zich­ten möch­ten. Wer mehr sehen möchte von dem Ensem­ble der Stu­dio­bühne: Bereits am 27. Januar, 1. und 2. Februar wird das Musi­cal „Repo! The Gene­tic Opera“ frei nach Terrance Zdu­nich und Dar­ren Smith auf­ge­führt. Los geht’s um 20:00 im E-Werk Erlan­gen (Club­bühne), der Ein­tritt beträgt  8 € / ermä­ßigt 4 €. Wei­tere Infos fin­det ihr auch unter: www.studiobuehne-erlangen.de.

Johanna Meyr
http://www.reflexmagazin.de/2011/01/26/primaballerina-marchen-von-der-studiobuhne-im-frankenhof/