Zu dem neusten Heldenstreich

An die­sen scharf­zün­gi­gen Dich­ter aus dem sieb­zehn­ten Jahr­hun­dert wür­den wir uns sonst viel­leicht nicht mehr erin­nern – Edmond Rostand hat mit sei­nem Thea­ter­stück Cyrano de Ber­ge­rac für uns unsterb­lich gemacht. Irgendwo in der Man­tel und Degen Kiste stieß Mar­tin See­burg von der Stu­dio­bühne Erlan­gen nun auf den Mann mit der gro­ßen … Liebe zum bei­ßen­den Wort. Ganz offen­bar fand er viel Gefal­len an der Figur – und wie könnte man nicht.

Mit einer Bitte – so sei kurz erin­nert – tritt die schöne Roxane (Stella Reiss) an ihren Vet­ter Cyrano heran. Sie ist ver­liebt in den gut­aus­se­hen­den Kadet­ten Chris­tian de Neu­vil­lette (Tho­mas Jakob). Cyrano, der im glei­chen Regi­ment dient, soll Chris­tian beschüt­zen. Was Roxane nicht ahnt – in sei­ner Tasche trägt Cyrano selbst einen Lie­bes­brief für sie, wegen sei­ner gro­ßen …. Selbst­zwei­fel und selbst­lo­sen Liebe zu ihr, hält er den Brief geheim und gewährt die Bitte.

Regie und Haupt­rolle zugleich

Zurück beim Gar­de­korps bemerkt Cyrano bald, dass Chris­tian zwar gut aus­sieht, jedoch nicht zu den hells­ten Fackeln im Regi­ment zählt. Um der jun­gen Liebe auf die Sprünge zu hel­fen, beschließt er selbst­los für Chris­tian Lie­bes­briefe zu schrei­ben. Soweit, so gut – wäre da nicht noch Graf Guiche (Jaap Swa­mi­na­than), ein Ade­li­ger, der sei­ner­seits von Roxane ganz hin­ge­ris­sen ist und kei­nes­wegs, wie Cyrano, bereit sie einem ande­ren zu überlassen…

Ein Stück illus­trie­ren — auch das ist ein Insze­nie­rungs­an­satz. Mar­tin See­burg und Syl­via Krü­ger haben sich nah an den Text Rostands gehal­ten, ihm Leben ein­ge­haucht und selbst die lan­gen mono­lo­gi­schen Pas­sa­gen kurz­wei­lig mit Kos­tü­men kolo­riert. Ihnen ist damit ein amü­san­tes und atmo­sphä­ri­sches Stück gelun­gen, in dem Mar­tin See­burg auch als Haupt­dar­stel­ler zeigt, wie sehr ihm die Figur des Cyrano am Her­zen liegt.

Die Gunst eines tra­gi­schen Moments

Ein wenig schade, dass im Schat­ten des wort­ge­wal­ti­gen Tita­nen Cyrano die meis­ten ande­ren Rol­len oft so wir­ken, als hät­ten sie von der Regie keine Beach­tung erfah­ren. Selbst Graf Guiche, der von Jaap Swa­mi­na­than her­aus­ra­gend inter­pre­tiert wird, steht manch­mal etwas hilf­los da als warte er auf sei­nen Ein­satz. Immer wie­der ver­de­cken sich die Schau­spie­ler ohne Not oder tönen durch­ein­an­der, so dass man die Ohren spit­zen muss um der Hand­lung zu folgen.

Die ist manch­mal skiz­zen­haft erzählt, wird beson­ders gegen Ende has­tig vor­an­ge­bracht. Es mag dues dem engen Zeit­kor­sett im Fran­ken­hof geschul­det sein, wo unmit­tel­bar nach der Auf­füh­rung die Bühne geräumt wer­den muss. Gerade in den tra­gi­schen Momen­ten zum Schluss ist das sehr schade, da ihnen kaum die Luft zum atmen bleibt. Nichts­des­to­trotz: Der Stoff wird unter­halt­sam ver­mit­telt, das Publi­kum lacht und lässt sich auf die Geschichte ein. Ja, zwei­fel­los, man erkennt ihn wie­der, den guten alten Cyrano.

Selbst sehen könnt ihr den Cyrano de Ber­ge­rac noch heute und mor­gen, am 21. und 22. Februar 2014 jeweils um 19.30 Uhr im Fran­ken­hof in Erlan­gen. Ein­tritt: 6,- € / 4,- €

Den­nis Dreher
http://www.reflexmagazin.de/2014/02/21/zu-dem-neusten-heldenstreich/