Zwischen Palme und Plauze
Weit mehr als Shakespeares Romeo oder der vom Liebestrunk besäuselte Tristan ist Goethes Werther die ultimative Nervensäge in Sachen Romantik. Ironie– und gnadenlos ist er seinen Lesern ein Beispiel, wie sie sich Mal um Mal zum Affen machen, wenn sie stehbluestanzend den Himmel in blauen Augen vermuten und vom ewig wahren Glück träumen. Warum die Studiobühne Erlangen e.V. den jetzt auch noch irgendwie inszenieren muss …
So einen wie Werther – man möchte meinen, das geht in Wirklichkeit gar nicht, trotzdem hält sich das Gerücht, dass wegen dieses Pulp-Heftchens der Hochliteratur seinerzeit gleich mehrere junge Männer sich die Rübe weggeblasen haben. Das kann man so nicht stehen lassen. Deshalb rückt jetzt Regisseur David Becker von der Studiobühne die Gewehrkolben gerade: Zusammen mit seinem haarsträubenden Ensemble tritt er an, um den Wertherspuk zu vertreiben, in einem wahrhaft außerirdischen Stück, das alle Spuren von großer Liebe, echtem Herzschmerz und politischem Anstand zu Sternenstaub pulverisiert. Liebe steht hier gleichberechtigt neben Gewalt, hinter der Bühne wird Nutella mit dem Löffel gegessen und herzzerreißende Schicksale gibt es in diesem Stück aus der Familienpackung mit 20% gratis. Zwischen Pim der aufblasbaren Palme und der Plauze von Kartbahn Kalle bliebt am Ende höchstens noch ein Pils breit Platz für große Gefühle. Gott sei Dank!
Werther from Outerspace gibt es in den nächsten drei Wochen am Frankenhof zu sehen und zwar am 12., 17. und 24. März 2014, jeweils um 19.30 Uhr.
Pressemeldung: wfo
http://www.reflexmagazin.de/2014/03/11/zwischen-palme-und-plauze/