Düsternis und Feierlaune
Studiobühne Erlangen zeigt „Rebecca“ im Studentenhaus
In dieser »Rebecca« steckt nicht nur die romantische Schauermär drin, die einst Daphne du Maurier ersonnen hatte. Nein, hier gibt’s auch eine Party-People-Satire und eine Detektiv-Parodie zu begutachten. Und irgendwie hakt das Ganze trotzdem nicht aus, sondern fügt sich ein in – ja, in genau den Maurier’schen Plot ums schüchterne Mäuschen, das den weltgewandten Adeligen, den ein veritables Geheimnis umgibt, ehelicht, ihm auf seinen düsteren Landsitz Manderley folgt und dort zunächst nicht so recht glücklich wird. Die Studiobühne Erlangen zeigt noch einmal am 9. Mai ab 19.30 Uhr »Rebecca« im Studentenhaus am Langemarckplatz.
Altmodische Vorlage
Regisseurin Dany Knechtel (die selbst kongenial abweisend und unnahbar die Haushälterin spielt) hat also ein Inszenierungspaket ge-schnürt, das sich zwar nicht weit von der hübsch altmodischen Vorlage entfernt, aber verschmitzte eigene Duftmarken setzt. Die anfängliche Szenerie vor der Hochzeit (und vor der Bühne) atmet quietschbunteste Feierlaune-Oberflächlichkeit, derweil auf Manderley alles den Geruch der Verwesung trägt – bleichgesichtiges Personal läuft unheilschwanger herum, Spinnweben auf schwarzer Kleidung legen beredtes Zeugnis ab von längst vergangener Eleganz.
Dazwischen: aufschäumende Emotionen, voll Düsternis und Kummer. Fahlheit contra Glück, mithin eine Atmosphäre, die sogar die Wiedergängervision einer Toten beinhaltet. Und eben einen weiblichen Inspektor, der seine Fragen wie weiland Sherlock Holmes stellt und dabei seiner Pfeife Seifenblasen entlockt. Nein, keine witzelnde Romanze, sondern eine Romanze mit Witz und Ernst.
aus den Erlanger Nachrichten vom 05.05.10
Autor: Manfred Koch