Ein supergenialkohöllischer Wunschpunsch

Tyrannja Vam­perl und Beel­ze­bub Irrwitzer

20131218_183803Man könnte mei­nen, dass Der Wunsch­punsch nur Kin­dern gefällt – schließ­lich hat Michael Ende das Buch für Kin­der geschrie­ben. Doch die gest­rige Auf­füh­rung der Stu­dio­bühne hat gezeigt, dass auch Erwach­sene ihren Spaß daran haben kön­nen. Es kommt auf die rich­tige Mischung an. Die Regis­seu­rin Marie-Christin Schwab hat das pas­sende Rezept gefunden:

Man nehme eine chao­ti­sche Kulisse mit einem alten Schreib­tisch, einem Schrank vol­ler bun­ter Fläsch­chen und einem sil­ber­nen Thron. Um das Chaos per­fekt zu machen, gebe man einige Zau­ber­knechte dazu, die unent­wegt mit wich­ti­gen Din­gen beschäf­tigt sind, zum Bei­spiel damit, sich mit einem Ham­mer zu schla­gen. Man rühre den Trank gleich­mä­ßig um, sodass auf der Bühne dau­ernd Bewe­gung entsteht.

Es fol­gen die wich­tigs­ten Zuta­ten: Der Zau­be­rer Beel­ze­bub Irr­wit­zer, der von Den­nis Dre­her in ver­schie­de­nen Facet­ten gespielt wird – bös­ar­tig, besorgt, bis­sig und betrun­ken. Sein Kater Mau­ri­zio di Mauro (Judith Krat­zel), auf den am bes­ten der Satz sei­ner Urgroß­mut­ter Mia zutrifft: „Wenn du dich für etwas begeis­tern kannst, dann tu’s. Und wenn nicht, dann schlaf.“ Fürs Schla­fen kann er sich begeis­tern. Die nötige Span­nung erhält das Gebräu durch Irr­wit­zers Tante Tyrannja, einer Geld-Hexe. Romina Bach­ner ver­leiht ihr eine hohe Stimme, geküns­tel­tes Lachen und gezier­tes Beneh­men. Durch ihr schril­les Aus­se­hen ist sie das genaue Gegen­teil von ihrem Nef­fen. Anne Hoff­mann über­zeugt in der Rolle des Raben Jakob Kra­kel. Tat­säch­lich scheint sie ein per­so­ni­fi­zier­ter Rabe zu sein, wenn sie mit kräch­zen­der Stimme redet, mit ihren „Flü­geln“ flat­tert und unru­hig über die Bühne hüpft. Den Pes­si­mis­mus und die Übel­lau­nig­keit nimmt man ihr sofort ab.

Spaß mit unter­schwel­li­ger Kritik

Gewürzt wird das Ganze mit einer Brise lila Licht und reich­lich Über­ra­schung. Der Kes­sel, in dem der Wunsch­punsch gebraut wird, ist leben­dig. Immer wie­der gibt er blub­bernde Geräu­sche von sich, lacht oder wirft Zuta­ten her­aus. Zur Gar­nie­rung nehme man Luft­bla­sen, Gold­staub und Kon­fetti. Die bit­tere Note in dem süßen Trank ent­steht durch Kri­tik an der Umwelt­zer­stö­rung, die sich hin­ter Iro­nie ver­steckt. Es stellt sich her­aus, dass Irr­wit­zer für Fukus­hima ebenso wie für die Ver­hin­de­rung des Veggie-Days ver­ant­wort­lich ist. Trotz­dem hat seine Bös­ar­tig­keit nicht gereicht, um den schmie­ri­gen Höl­len­bo­ten Male­dic­tus Made (Irm­gard Oeser) zufrie­den­zu­stel­len. Er muss mit sei­ner Tante den satan­ar­chäolü­ge­ni­al­koh­öl­li­schen Wunsch­punsch brauen, damit sie nicht in die Hölle fah­ren. Zeit bleibt ihnen nur bis Mit­ter­nacht. Man stelle die Eier­uhr also auf Punkt Zwölf.

Die Über­trei­bun­gen und Anspie­lun­gen, die in der Rezep­tur ent­hal­ten sind, sor­gen häu­fig für Geläch­ter. Mit die­ser Insze­nie­rung hat Marie-Christin Schwab einen unter­halt­sa­men Thea­ter­abend für Kin­der und Erwach­sene gebraut.

Patri­cia Achter
http://www.reflexmagazin.de/2013/12/19/ein-supergenialkohoellischer-wunschpunsch/