Ein supergenialkohöllischer Wunschpunsch
Tyrannja Vamperl und Beelzebub Irrwitzer
Man könnte meinen, dass Der Wunschpunsch nur Kindern gefällt – schließlich hat Michael Ende das Buch für Kinder geschrieben. Doch die gestrige Aufführung der Studiobühne hat gezeigt, dass auch Erwachsene ihren Spaß daran haben können. Es kommt auf die richtige Mischung an. Die Regisseurin Marie-Christin Schwab hat das passende Rezept gefunden:
Man nehme eine chaotische Kulisse mit einem alten Schreibtisch, einem Schrank voller bunter Fläschchen und einem silbernen Thron. Um das Chaos perfekt zu machen, gebe man einige Zauberknechte dazu, die unentwegt mit wichtigen Dingen beschäftigt sind, zum Beispiel damit, sich mit einem Hammer zu schlagen. Man rühre den Trank gleichmäßig um, sodass auf der Bühne dauernd Bewegung entsteht.
Es folgen die wichtigsten Zutaten: Der Zauberer Beelzebub Irrwitzer, der von Dennis Dreher in verschiedenen Facetten gespielt wird – bösartig, besorgt, bissig und betrunken. Sein Kater Maurizio di Mauro (Judith Kratzel), auf den am besten der Satz seiner Urgroßmutter Mia zutrifft: „Wenn du dich für etwas begeistern kannst, dann tu’s. Und wenn nicht, dann schlaf.“ Fürs Schlafen kann er sich begeistern. Die nötige Spannung erhält das Gebräu durch Irrwitzers Tante Tyrannja, einer Geld-Hexe. Romina Bachner verleiht ihr eine hohe Stimme, gekünsteltes Lachen und geziertes Benehmen. Durch ihr schrilles Aussehen ist sie das genaue Gegenteil von ihrem Neffen. Anne Hoffmann überzeugt in der Rolle des Raben Jakob Krakel. Tatsächlich scheint sie ein personifizierter Rabe zu sein, wenn sie mit krächzender Stimme redet, mit ihren „Flügeln“ flattert und unruhig über die Bühne hüpft. Den Pessimismus und die Übellaunigkeit nimmt man ihr sofort ab.
Spaß mit unterschwelliger Kritik
Gewürzt wird das Ganze mit einer Brise lila Licht und reichlich Überraschung. Der Kessel, in dem der Wunschpunsch gebraut wird, ist lebendig. Immer wieder gibt er blubbernde Geräusche von sich, lacht oder wirft Zutaten heraus. Zur Garnierung nehme man Luftblasen, Goldstaub und Konfetti. Die bittere Note in dem süßen Trank entsteht durch Kritik an der Umweltzerstörung, die sich hinter Ironie versteckt. Es stellt sich heraus, dass Irrwitzer für Fukushima ebenso wie für die Verhinderung des Veggie-Days verantwortlich ist. Trotzdem hat seine Bösartigkeit nicht gereicht, um den schmierigen Höllenboten Maledictus Made (Irmgard Oeser) zufriedenzustellen. Er muss mit seiner Tante den satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch brauen, damit sie nicht in die Hölle fahren. Zeit bleibt ihnen nur bis Mitternacht. Man stelle die Eieruhr also auf Punkt Zwölf.
Die Übertreibungen und Anspielungen, die in der Rezeptur enthalten sind, sorgen häufig für Gelächter. Mit dieser Inszenierung hat Marie-Christin Schwab einen unterhaltsamen Theaterabend für Kinder und Erwachsene gebraut.
Patricia Achter
http://www.reflexmagazin.de/2013/12/19/ein-supergenialkohoellischer-wunschpunsch/